Die Psalmen sind die vielleicht meistgelesenen Texte in der Bibel. Sie befinden sich im Alten Testament, sind also Teil sowohl der jüdischen als auch der christlichen Tradition. Diese 150 Gebete wurden wahrscheinlich auch schon zur Zeit ihrer Entstehung gesungen und auch instrumental begleitet. (Hier können Sie sich eine hebräische Vertonung des Psalms 104 anhören)
In der klösterlichen Tradition sind dann neue Vertonungen, sogenannte Psalmtöne dazu gekommen. In der reformierten Tradition spielen die Psalmen ebenfalls eine große Rolle: viele von den Genfer Psalmen sind teilweise noch in unserem aktuellen Gesangbuch zu finden. Hier finden Sie eine Aufnahme vom Psalm 42. Auch unter den neueren Kirchenliedern gibt es viele Psalmen, zum Beispiel hier.
Die Benediktinermönche beten in ihren Gebetszeiten jede Woche einmal alle 150 Psalmen durch. Nach der jüdischen Tradition kommt jeder Psalm einmal pro Mondmonat dran. Wieso sind diese Texte so beliebt und wieso ist es ein Versuch Wert, die Psalmen (wieder) zu lesen?
- Die meisten Psalmen sind kurz und unkompliziert. Wer nur wenig Zeit hat und trotzdem regelmäßig Zeit fürs Bibellesen nehmen möchte, ist also bei den Psalmen richtig. Oft reichen einige Minuten zum Durchlesen.
- Die Psalmen sind Gebete. Sie sind keine erdrückende Gebote, keine schwer verständliche Lehrtexte, keine Vorwürfe, was man alles im Leben falsch gemacht hat. Und weil sie Gebete sind, kommen sie aus dem Herzen eines Menschen. Die Chancen sind groß, dass wir so leicht mitbeten können, dass sie auch unseren aktuellen Zustand widerspiegeln und dass sie uns gut tun.
- Die Psalmen drücken Gefühle aus, und zwar nicht nur angenehme. Auch Wut, Zweifel, Angst und Neid sind dabei. Die Psalmen ermutigen uns, Gott nicht nur dann anzusprechen, wenn wir zufrieden und glücklich sind, sondern auch, wenn es uns nicht so gut geht. Gott hält auch unsere Frust und Vorwürfe aus, das bezeugen viele Psalmen.
- Die Psalmen helfen Worte zu finden, wenn wir wortlos sind. Ob von Glück oder Traurigkeit – oft finden sich Worte des Gebets schwer. Da hilft es, einen Psalm zu lesen. Nicht jedes Wort werden wir passend für unsere Situation finden, aber manche Sätze sicherlich. Bei diesen können wir uns dann auch verweilen.
- Die Psalmen sind oft Rückblicke auf historische Ereignisse des Judentums oder auch auf den Lebensweg des Betenden. Dabei wird es sichtbar, wie die Zeit die Perspektive ändert. In den Psalmen wird oft formuliert, wie der Betende sich in der konkreten Situation gefühlt hat und wie sich seine Perspektive später verändert hat, zum Beispiel wie er Gottes Beistand in der Not entdeckt hat. Das kann uns helfen, auch in unserem Leben- zumindest rückblickend – Spuren von Gottes Hilfe zu entdecken.
Wenn Sie gleich mit dem Psalmlesen anfangen wollen, finden Sie hier gleich den Psalm 23 online – einen der berühmtesten Psalmen.
Quelle: digitalFoto Nahler