„Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht!” (Lukas 21,28)
Der Wochenspruch für die zweite Adventwoche lädt uns ein, unseren Körper zu wecken. Vergangene Woche waren wir noch in der passiven Haltung des Wartens, in einer Haltung des Menschen, der Leiden ertragen muss und wartet, bis jemand kommt und ihm hilft. Das Warten bleibt auch jetzt, es kommt aber mehr Dynamik und Eigeninitiative hinein.
Fake it till you make it – sagt man oft Menschen, die das Lachen und die positive Sicht des Lebens verlernt haben. Ein vorgetäuschtes Lächeln hilft manchmal wirklich, sich fröhlicher zu fühlen. Genauso ist es mit der Körperhaltung. Wer gerade steht und den Kopf hebt, wird sich leichter stark und hoffnungsvoll fühlen, als jemand, der Kopf und Schulter hängen lässt.
Wenn der Grund zur Freude noch fehlt, wenn das Leben gerade schwer zu ertragen ist, können wir trotzdem die Hoffnung in unseren Körper einladen, indem wir uns aufrichten, mit unseren Augen und mit allen Sinnen nach dem suchen, was wir wünschen. Ein hoffnungsvoller Blick ändert nicht alles auf einem Schlag, aber er kann mehr, als man vielleicht denkt.
Anselm Grün hat ein ganzes Buch über Gebetsgebärden geschrieben. Er zeigt hier, dass das Gebet nicht nur mit Worten geschehen kann. Auch der Körper betet mit. Was wir fühlen und wonach wir uns sehnen, können wir auch mit unserer Körperhaltung, mit unseren Gesten Gott zeigen. Das kann erstmal vielleicht ungewöhnlich klingen, aber es lohnt sich, einmal selbst ausprobieren, wenn niemand zuschaut. Wie wäre es einmal Gott mit hochgestreckten Armen zu loben, oder unsere Bitten so aussprechen, dass wir mit unseren Händen eine Schale formen, die Gott füllen kann? Zu einem Gebet für mehr Hoffnung, mehr Zuversicht passt perfekt die Geste aus dem Wochenspruch: den Kopf heben und den Blick zum Himmel oder nach vorne richten.
Wer so schaut, wird nicht nur die Hürden sehen, sondern auch die Möglichkeiten.
Wer so schaut, fühlt sich nicht allein, weil er auch die Anderen sieht, nicht nur den Pflaster vor den Füßen.
Wer so schaut, kann auch freier atmen. Der ganze Körper ist offen für das, was vielleicht noch nicht da ist, aber sehr wohl möglich ist.
Im Advent warten wir auf Jesus, der uns, Menschen heilen möchte, unseren Körper, unsere Seele, unseren Geist. Vom Kopf bis Fuß möchte er uns stärken. Wir können uns dafür jetzt schon öffnen, in dem Moment, wenn wir noch nichts von dieser heilenden Kraft spüren.
Wenn Sie wollen, gehen sie heute raus in die Natur und suchen sie ganz bewusst nach Schönes und nach Zeichen des Lebens! Spüren Sie in ihrem Körper, wie es sich anfühlt, gerade zu stehen und den Blick zu heben. Auch wenn Sie dabei nichts sagen oder nichts Konkretes denken, ist es schon ein Gebet und ein Zeichen der Hoffnung.
Einen schönen und gesegneten 2. Advent wünscht
Ihre Pfarrerin Adel David