Am 10. Januar sind nur noch Reste von der Stimmung des Jahresanfangs übriggeblieben. Die Vorsätze, die man ohne wirkliche innere Motivation für sich formuliert hat, sind fast schon vergessen worden. Jetzt können wir das Jahr wirklich angehen, jetzt können wir ohne Euphorie darüber nachdenken, was wir wirklich wollen, wie wir unser Jahr wirklich gestalten möchten.

Zu dieser Zeit des Jahres passt das Evangelium des Tages perfekt. Jesus hat seine vierzigtägige Fastenzeit in der Wüste hinter sich, er hat mit seinen Dämonen, mit seinem Ehrgeiz und Herrschaftswünsche gekämpft. Er ist bereit, vor die Öffentlichkeit zu treten und weiß, dass dieser Schritt weit mehr Schwierigkeiten ihm bringen wird, als Ehre und Lob. Die Euphorie des Beginns ist weg. Jetzt kann die Arbeit beginnen. Doch vorher braucht man noch eine Bestätigung und die bekommt er auch.

Matthäusevangelium Kapitel 3:

„Zu der Zeit kam Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, dass er sich von ihm taufen ließe. Aber Johannes wehrte ihm und sprach: Ich bedarf dessen, dass ich von dir getauft werde, und du kommst zu mir? Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: Lass es jetzt zu! Denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Da ließ er’s ihm zu. Und als Jesus getauft war, stieg er alsbald herauf aus dem Wasser. Und siehe, da tat sich ihm der Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen. Und siehe, eine Stimme aus dem Himmel sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.”

Die Stimme würde heute vielleicht etwas weniger altmodisch formulieren und sagen: „Mein Sohn, ich bin stolz auf dich, ich freue mich, dass es dich gibt!”

Und so einen Satz am Anfang eines Weges würde jedes Kind – Söhne und Töchter – verdienen. Ich kann mir vorstellen, dass viele etwas neidisch auf Jesus sind, weil sie eine solche Ermutigung und Anerkennung nie zugesprochen bekommen haben – und schon gar nicht bevor sie irgendetwas getan hätten. Vielleicht weil die Person, die es hätte aussprechen sollen, ungern über Gefühle redet oder weil sie Angst hatte, das Kind damit zu verwöhnen.

Was kann dieses Loch füllen? Was kann diese unausgesprochenen Worte ersetzten?

Im Wochenspruch lesen wir: „Alle, die von Gottes Geist motiviert sind, sind Kinder Gottes.” Die Anerkennung, das Ja auf unsere Person, die wir vielleicht nie bekommen haben oder nicht oft genug um daran zu glauben, schenkt uns Gott. Da gibt es keine Ausnahmen. Alle, die sich von Gottes Geist motivieren lassen, sind Kinder Gottes. Woher weiß man, dass man von Gottes Geist geführt und getrieben wird?

Wenn jemand nach Freiheit sehnt statt in den üblichen Rahmen zu handeln, dann ist Gottes Geist im Spiel.

Wenn jemand nicht nur damit rechnet, was berechenbar ist, sondern auch mit einer positiven Überraschung, dann ist Gottes Geist im Spiel.

Wenn jemand schon Visionen entwickelt, wenn die Realität noch recht ernüchternd ist, dann ist Gottes Geist im Spiel.

Wenn jemand Spielräume sucht, wo alle nur Hindernisse sehen, dann ist Gottes Geist im Spiel.

Wenn jemand das Wunder, das geschehen ist, nicht anzweifelt, sondern sich darüber freut, dann ist Gottes Geist im Spiel.

Wenn jemand weiter versucht, obwohl alle schon aufgegeben haben, dann ist Gottes Geist im Spiel.

Gottes Geist lässt sich nicht von der Realität, von Sitten und Traditionen bremsen, Gottes Geist überrascht und ist nicht immer erklärbar. Und er macht uns, Menschen zu einer Familie. Er ist der gemeinsame Nenner trotz aller Unterschiedlichkeit.

Alle, die sich von Gottes Geist motivieren lassen, können das Jahr, den nächsten Abschnitt des Lebens beginnen, dass sie ein Ja aus dem Himmel hören: „Du bist genug, du bist wertvoll, du bist liebenswert, ich bin stolz auf dich.”

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