Nur noch zwei Wochen bis das neue Schuljahr startet. Das ist jedes Jahr spannend genug, dieses Jahr kommt noch eine zusätzliche Spannung dazu. Wie der Unterricht und das Schulleben ablaufen soll, wird eine Corona-Ampel bestimmen, die wöchentlich oder bei Bedarf noch häufiger aktualisiert wird. Das heißt für uns alle: wöchentlich müssen wir uns immer wieder neu anpassen. Flexibel müssen wir sein und das möglicherweise ein ganzes Schuljahr lang. Es ist auch für Erwachsene nicht einfach, für Kinder noch weniger.
Kinder brauchen Verlässlichkeit, Sicherheit, sie brauchen feste Rituale, sichere Umgebung, einen möglichst jeden Tag gleichen Tagesablauf. Kinder sind – gerade im Volksschulalter – bereit sich anzupassen, Regel einzuhalten. Aber was ist, wenn sich diese Regel immer wieder ändern?
Es ist möglich, dass Kinder auf die unberechenbare Situation mit Aggression, Ungeduld und Trotzigkeit reagieren. Wichtig ist zu wissen, das Kind ist in diesem Fall nicht „ungezogen”, undiszipliniert, nicht böse. Kinder brauchen dann keine Erziehungsmaßnahmen und schon gar keine Strafe. Sie brauchen eher Sicherheit und Halt.
Als Eltern können wir unsere Kinder so unterstützen, dass wir zumindest in der Freizeit, in der Zeit zu Hause Sicherheit, Verlässlichkeit vermitteln. Ein Gute-Nacht-Ritual, eine feste Familienzeit am Abend, auch wenn es nur kurz ist, zeigt Kindern, dass sie immer wieder Anhaltspunkte haben, die bleiben, egal welche Farbe die Corona-Ampel gerade zeigt. Diese Familienzeiten können Raum geben, wo Kinder ihre Angst und Frust oder auch ihre Fragen zum Ausdruck bringen können.
Kindern fehlt noch meistens die Erfahrung, dass nach schlechten Zeiten wieder alles gut wird, dass Probleme gelöst werden können. Erwachsene haben den Vorteil, schon einiges durchgemacht zu haben und wissen, dass Krisen nicht ewig dauern. Es ist schön, wenn Eltern ihren Kindern mutmachende Geschichten aus ihrem Leben oder aus der Familiengeschichte erzählen können. Diese Geschichten weiterzugeben ist auch ohne Corona eine wichtige Aufgabe der Eltern, jetzt können diese Erzählungen aber noch hilfreicher sein, als sonst.
Die Zeit der Unsicherheit kann auch Anlass zum Beten sein – mit eigenen Worten genauso wie mit Worten aus der Bibel. Die Psalmen bieten einiges an Hilfe, wenn jemand keine eigenen Worte findet.
Und damit nicht nur die belastenden Emotionen im Mittelpunkt stehen, können Eltern das Gespräch auch so lenken, dass die Kinder das Schöne im Tag wahrnehmen. Fragen wie „wann hast Du heute so richtig Spaß gehabt?” „Was war das Schönste, was du die Woche erlebt hast?” können dabei hilfreich sein.
In Zeiten der Unsicherheit sind Eltern dazu da, den Kindern den sicheren Hafen zu erschaffen. Wenn wir das jetzt schaffen, wächst auch die Eltern-Kind-Beziehung daran.