„Abgesagt“ – das ist wohl das Wort des Jahres in 2020 bei allen Firmen, die Veranstaltungen organisieren. Auch in der Christuskirche mussten wir vieles absagen. Doch, beim Schreiben dieses Jahresrückblicks habe ich schnell feststellen müssen, dass trotz Absagen sehr viel möglich war, so viel, dass dieser Jahresrückblick auch nur wenig davon aufzeigen kann.
Ankommen, Kennenlernen, Öffnen
Diese drei Wörter habe ich mir Anfang Jänner als Jahresmotto aufgeschrieben. Ankommen, das war als Neuling in Klagenfurt dringend notwendig: die Gegend kennen zu lernen, sich zu orientieren und mich langsam auch zu Hause zu fühlen. Das Kennenlernen in einer Gemeinde mit 2200 Mitgliedern ist eine Daueraufgabe und nicht in einem Jahr machbar, doch im ersten Dienstjahr in der neuen Gemeinde ist das die Aufgabe schlechthin. Interessanterweise war hier Corona sogar hilfreich. Dadurch, dass viele Veranstaltungen, Sitzungen und die damit verbundenen Reisezeiten entfallen sind, ist viel Zeit für Telefonate mit Gemeindegliedern und kleine Spaziergänge auf dem Gebiet der Gemeinde möglich gewesen. Und beim Etikettieren des Gemeindebriefes habe ich auch immer die Stadtkarte im Blick gehabt und immer wieder geschaut, wo die Straßen liegen, wo besonders viele Evangelische leben.
Natürlich hätte es auch ganz andere Möglichkeiten des Kennenlernens gegeben, wenn es keine Veranstaltungspause gegeben hätte, wenn zum Beispiel die geplanten Trauungen nicht verschoben worden wären, aber auch so bin ich sehr dankbar für alles, was in diesem Jahr möglich war.
Das dritte Wort, Öffnen, wurde tatsächlich Opfer der Pandemie. Geplant waren Aktivitäten und Projekte für Gemeindeglieder, die sich weniger für den üblichen Sonntagsgottesdienst interessieren, sondern eher was Lockeres und die Gemeinschaft suchen, sowie Veranstaltungen für Kinder, wie gemeinsames Kochen, Basteln und die Sommerfreizeit. In diesem Bereich hat sich zwar vereinzelt was passiert, aber die meisten Pläne verschieben wir auf die Zeit nach Corona.
Highlights trotz Corona
Trotz allen Hindernissen war es möglich, den Kontakt mit der katholischen Nachbarspfarre, Herz Jesu zu vertiefen. Zusammen mit Pfarrer Peter Deibler haben wir gemeinsame Bibelstunden über die Weisheitsbücher der Bibel organisiert. Es war schön zu entdecken, dass das Interesse an der Bibel uns über konfessionelle Grenzen hinweg verbindet.
Im Sommer gab es etwas mehr Freiheit – auch wenn wir Abstand halten und Maske tragen mussten. So haben wir Ende August erstmalig „Wort+Klang“ gefeiert: die kompakte Abendandacht mit Klaviermusik und meditativen Texten. Zum Wort+Klang gehört der gemütliche Ausklang mit Gespräch und ein Glas Wein auch dazu.
Ebenfalls im August hat eine kleine, altersgemischte Gruppe einen Ausflug nach Viktring gemacht, wo wir auch die Stiftskirche besucht und einen Waldspaziergang gemacht haben. Wer auf Details gespannt ist, kann in diesem Instagram Post nachlesen.
Wir waren aber nicht nur zu Fuß unterwegs, sondern auch mit dem Radl um Klagenfurt, einmal mit einer altersmäßig gemischten Gruppe und einmal mit der neuen Konfigruppe – beide Ausflüge noch kurz vor dem zweiten Lockdown.
Zwei Gottesdienste sind mir besonders in Erinnerung geblieben: Am 8. März war der letzte Gottesdienst vor dem ersten Lockdown, hier hatten wir die Band „Lichthaus“ aus Waiern zu Gast. Die Liturgie und Predigt war zum größten Teil aus Gesprächen des Konfikurses gewachsen, auch ein Altarbild haben die Konfis gestaltet – alles um das Thema Frieden herum.
Anfang Oktober musste zwar das Gemeindefest ausfallen, aber der Erntedankgottesdienst für Kinder und Erwachsene ist trotzdem ein Highlight gewesen. Renate Trimborn, Religionslehrerin hat mit einer kleinen Theatergruppe das Gleichnis des barmherzigen Samariters aufgeführt. Wer dankbar ist dafür, was er geschenkt bekommen hat, hilft gerne auch denen, die in Not geraten sind – so die Botschaft des Erntedankfestes. Der Gabentisch ist vom Frauenkreis gespendet und gestaltet worden.
Digital und analog
Das Jahr hat auch für unsere Gemeinde einen Anstoß gegeben, neben den analogen Angeboten auch die Internetpräsenz zu stärken. Die neue Webseite wurde kurz vor Ostern fertig: ein leicht merkbarer Domainname – www.christuskircheklagenfurt.at – und die Optimierung auch für mobile Geräte war schon dringend notwendig. Neben Informationen über Gottesdienste, Kreise, sowie Taufe, Konfirmation, Verabschiedung und Trauung gibt es seitdem immer wieder wechselnde Inhalte im Blog. Das ermöglicht uns auch in der Zeit der COVID-Gottesdienstpausen Impulse für eine Andacht im Wohnzimmer zu veröffentlichen.
Auch über Facebook und Instagram gelingt es Menschen weit über die Gemeindegrenzen zu erreichen.
Das Fehlen der Face-to-face Begegnungen in den Wochen der Lockdowns hat vielen von uns bewusst gemacht, dass Gemeinde in erster Linie Gemeinschaft ist. Ja, es geht natürlich um den Glauben, aber Glaube will geteilt und erlebt werden und dazu brauchen wir einander. Ein kleiner, in 2020 geborener Bibelkreis hat auch deshalb den Namen „Bibel teilen“ bekommen. Hier lassen wir jeweils einen kurzen Abschnitt aus der Bibel auf uns wirken und teilen unsere Gedanken, Fragen oder Erkenntnisse dazu miteinander. Die Gruppe freut sich auf Zuwachs, wenn das Treffen wieder erlaubt wird.
Digital und analog – beide sind wichtig und ergänzen sich gut. Hoffen wir, dass 2021 wieder mehr Veranstaltungen im analogen Bereich möglich macht, aber auch in diesem Fall bleibt die Präsenz im Internet ein Schwerpunkt in der Zukunft, weil sie Menschen erreicht, die aus verschiedensten Gründen sonst nicht oder nicht so oft unsere Veranstaltungen besuchen, aber gerne am Gemeindeleben teilnehmen wollen.
Ausblick ins neue Jahr
Wenn das vergangene Jahr etwas gezeigt hat, dann ist es, wie wichtig es ist, schnell und spontan reagieren und neu planen zu können, wenn das ursprünglich Geplante nicht erlaubt ist. Tatsächlich hatte das ständige Neuplanen einen bitteren Beigeschmack in 2020. Für 2021 ist mein Wunsch, dass Spontaneität nicht mehr als notwendiges Übel empfunden wird, sondern dass wir sie als Chance empfinden können. Planen hat viel mit Sicherheit zu tun, Spontaneität dagegen mit Wagnis und Mut. Mit Gott verbunden zu leben braucht es genau diese Qualitäten und diese können wir sicherlich auch noch in 2021 üben. Auch wenn es erstmal anstrengend zu sein scheint, kann Spontaneität uns eine neue und bereichernde Erfahrung werden. Das wünsche ich uns als Gemeinde und allen Gemeindegliedern. Und vor allem: bleibt gesund!