Zwei Wochen vor Weihnachten gibt es wahrscheinlich zwei Sorten von Menschen: die einen sind schon mitten in den Festvorbereitungen und sind davon etwas müde und gestresst, die anderen haben noch nichts gemacht und sind deshalb gestresst – der Zeitdruck wächst ja mit jedem einzelnen Tag.

Klar, das Fest kommt auch dann, wenn die Fenster nicht geputzt sind und die Keksdose leer ist, trotzdem versuchen die meisten Menschen die Festtage auch äußerlich schön zu gestalten und es zu etwas Besonderem zu machen. Das ist viel Arbeit und braucht Zeit. Das Klagen, dass man (frau) oft schon ganz ausgelaugt am Heiligenabend neben dem Weihnachtsbaum steht, hat auch seine Berechtigung. Der Wochenspruch zum 3. Advent ermutigt aber, uns nicht vor der Arbeit zu drücken, sondern sie auch als eine religiöse, spirituelle Erfahrung zu erleben. Im Buch Jesaja lesen wir:

Bereitet dem Herrn den Weg; denn siehe, der Herr kommt gewaltig! (Jesaja 40,3.10)

In dem Abschnitt wird eine regelrechte Straßenbauszene beschrieben. Die Hügel und Berge sollen niedriger gemacht und die Täler erhöht werden, damit der Weg möglichst leicht zu gehen ist. Der Erlöser, der Retter nähert sich ja und er soll es möglichst leicht haben. Nichts, keine Umstände sollen ihn hindern – er kommt ja um zu helfen, um Israel aus der Gefangenschaft und Unterdrückung zu befreien.

Zum Glück haben wir hier in Österreich nicht das Problem von einem fremden Land besetzt und unterdrückt zu sein. Das, wovon wir die Befreiung hoffen, ist möglicherweise bei jedem Einzelnen von uns etwas anderes. Was raubt Ihnen die Freiheit, was hält Sie zurück, sich beflügelt zu fühlen? Die Antwort kann jeder nur für sich finden.

Wie kommt aber zu der Erfahrung der Machtlosigkeit, der Unterdrückung, dass man eine Riesenumbau starten soll? Hat man nicht sowieso schon genug Probleme?

Ja, sicher. Trotzdem kann das aktive Tun, das aktive Aufräumen und Wegbereiten – symbolisch und konkret gemeint – hilfreich sein, sich frei und machtvoll zu fühlen. Wer aufräumt, ist nicht mehr gefangen. Zumindest in dem einen Bereich ist man dann frei, kann etwas bewirken, hat die Macht und die Kontrolle. Wer aufräumt, tut etwas Ähnliches, wie Gott bei der Schöpfung getan hat: Ordnet das Chaos und bestimmt, was wo seinen Platz hat. Wer baut, trifft ständig Entscheidungen. Ja, man kann nicht alles, was einen hindert, einfach ausschalten, man kann sich selbst nicht von allem befreien, was gerade belastend ist, aber einen konkreten Bereich kann man dann gestalten – und es tut unheimlich gut, das ist Freiheit.

Dazu kommt noch, dass nach  Martin Luther die Arbeit eines Priesters und die Arbeit eines Dienstmädchens gleichermaßen ein Gebet sind. Das Waschen, Saubermachen und Kochen sind nicht minderwertiger, als das Beten und Messe zelebrieren. Auch die unbezahlten Tätigkeiten zu Hause, von denen es vor Weihnachten besonders viele anstehen, sind ein Gebet. Während man aufräumt, Kekse backt, dekoriert und die Kinder gespaßt, kommt die Weihnachtsstimmung auch etwas näher. Vom Gefühl der Überlastung wird hoffentlich langsam etwas Bereicherndes. Vielleicht die Dankbarkeit, dass es Menschen gibt, mit denen wir feiern können. Vielleicht wird eine schöne Erinnerung von früher plötzlich wach. Vielleicht entwickelt sich ein gutes Gespräch beim Kekse Ausstechen. Vielleicht schwinden mit den Staubflocken auch Belastungen der Seele.

Es lohnt sich, einmal mit dieser inneren Einstellung die Vorbereitungen für das Fest anzugehen. Und das gilt nicht nur für Frauen, die statistisch gesehen immer noch den Löwenteil der Hausarbeit machen, sondern auch für Männer, die sonst diese Dinge der Frauen überlassen. Die Erfahrung, dass das Tun und Ordnen  auch ein Gebet ist, tut uns ja allen gut.

Fröhliches Tun und eine gesegnete Wochen wünscht:

Ihre Pfarrerin Adél Dávid

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